Folge 4 : E-Mobilität

Elektroauto – Quo vadis?

 

Bis 2020 sollten es eine Million E-Autos auf Deutschlands Straßen sein, doch das Ziel wurde unlängst aufgegeben. Was ist los mit dem Elektroauto?

Sehr frühes E-Auto von Andreas Flocken im Jahr 1888

E-Autos sind nicht neu. Bereits 1888 baute Andreas Flocken das erste deut­sche Elektroauto, den Flocken-Elektrowagen. Er ähnelte eher einer Kutsche, der Nutzen wurde im Vergleich zum Pferd ausgiebig diskutiert.

Als Carl Friedrich Benz den ersten deutschen Benzin­wagen schuf und weitere Entwicklungen mit diesem Treibstoff folgten, entbrannte ein heftiger Wettkampf.

So kam es auch zu Wettrennen, z.B. im April 1899 zwischen einem Benziner und einem Elektroauto „La Jamais Contente“, was in etwa „Die nie Zufriede­ne“ heißt. Das Elektroauto gewann und galt als Möglichkeit, weniger Gestank und Lärm zu erzeugen. Ferdinand Porsche entwickelte zunächst ein Elektroauto ohne Getriebe, mit dem Antrieb direkt auf der Achse, der als Sensation galt. Auch ein Hybride wurde von ihm vorgestellt (Elektro- und Benzinmotor). Doch als der elektrische Anlasser erfunden wurde, setzte ab 1910 der Niedergang des frühen Elektro­autos ein: Das mühsame Ankurbeln der Benzinmotoren war entfallen. Hinzu kamen die viel größere Reichweite und das billige Öl. Damals gab es nur sehr schwere Blei-Akkus: Mit einer maximalen Reich­weite von etwa 80 km war das E-Auto nur für Kurzstrecken geeignet. So kam es 1900-1913 zu einer regelrechten Revolution des Transportwesens durch das Verbrenner-Auto.

E-Autos im Aufwind    

Erst in den sechziger und siebziger Jahren erfuhr das E-Auto eine Wiederbele­bung wegen ansteigender Ölpreise und in den neunziger Jahren wegen der Klimaerwärmung, angefangen bei Leichtfahrzeugen, z.B. das Twike

Twike

oder das City-El mit drei Rädern. Bei den Hybriden war der Toyota Prius mit seinen günstigen Verbrauchswerten erfolgreich:

Meine 300 km Rekordfahrt im Prius auf der Autobahn: 3,4 l/100 km (ohne Messverfahren-Mogelei!).

Und dann kam 2003 Tesla: Elon Musk hatte mit einer großen Zahl von Laptop-Akkus auf einem fahrbaren Untersatz in den neunziger Jahren einen erstaunlich leistungsfähigen Elektro-Sportwagen entwickelt, einen Roadster mit Lithium-Ionen-Akku:

Tesla Roadster

Während die deutsche Auto­­industrie hartnäckig am Verbrenner festhielt, kam eine ganze Reihe brauch­­barer aber teurer Elektro-Kleinwagen auf den Markt, viele aus Fernost und einige aus Frankreich. Weltweit ist der Nissan Leaf das meist verkaufte Elektroauto – er hat ca.200 km Reichweite. In Deutschland macht der Renault Zoe mit seinen 240 km Reichweite bei Vollladung das Rennen.

 Die deutsche Autoindustrie übertrifft alle Erwartungen…

                                                   

Müssen E-Autos so teuer sein?

Problematisch beim Elektro-Auto sind der hohe Anschaffungspreis und die nach wie vor geringe Reichweite. Tesla liegt sowohl beim Einkaufspreis (ca. 70 bis 150 Tsd. Euro) als auch in der Reichweite (ca. 300-550 km) in einer Spitzenposition. Günstigere Fahrzeuge (ca. 30 Tsd. Euro) haben Reichweiten von 150-200 km, im Winter allerdings wesentlich geringer durch den Heizbedarf. Im Grunde sind die Kosten des eingebauten Akkus ausschlaggebend für den Endpreis, da die weiteren Komponenten eines Elektrofahrzeugs deutlich günstiger zu produzieren sind als die eines vergleichbaren Benziners.

Ein Elektrokäfer-Umbau aus Holland

Eine interessante Variante sind Akku-Verleih-Systeme, d.h. der Käufer erwirbt nur das Fahrzeug ohne Akku zu einem günstigen Preis und mietet den Akku für eine monatliche Abgabe hinzu (z.B. Renault, Citroen).

Anders entwickelte sich ein Schnellwechselsystem vor in allem Israel. Bevor sich das einfache Auswechseln der Akkus von „Better Place“ an Tankstellen durch­set­zen konnte, ging die Firma 2013 pleite. Und wegen der Unterschiedlichkeit der Akkus wagte sich niemand anderes mehr daran.

 

Wie kann man aufladen?

Problematisch ist auch die Vielfalt der Stecker-Systeme. In USA, Japan und Europa gibt es Typ 1, 2 und 3, CHAdeMO und CCS (Combo 2).

Leider gibt es in Deutschland noch eine Vielzahl von Steckern und Ladekarten, das soll jetzt besser werden…

USA: Typ 1 (SAE J1772), z.B. Toyota Prius, Nissan Leaf und Opel Ampera, einphasig 230 V, kein Gleichstrom, bestens geeignet für das langsame Laden daheim über Nacht an der Steckdose. So wurde der Nissan Leaf bei Pendlern mit ihrem immer gleichen Weg zur Arbeit sehr beliebt.

Es gibt auch ein Adapterkabel von Typ 2 auf Typ 1 mit gleichen Kommunika­tions­protokollen und auch zum Gleichstromladen (Combo 1). Der neue Nissan Leaf kann jetzt auch direkt mit Typ 2 schneller geladen werden.

Europa: Typ 2 (VDE -AR-E- 2623-2-2): dreiphasiges Laden mit Drehstrom, vor allem von italienischen und französischen Herstellern. Über zwei Zusatzbuch­sen kann man auch Gleichstrom darüber beziehen (Combo-2-Kupplung), dann entspricht das einem CCS-Stecker. Typ 3 (VE-plug alliance) ist wenig verbrei­tet, in Frankreich und Italien verwendet man eher Typ 3a.

CCS (combined charging system) bzw. Combo 2 sind die neuen Standard- Stecker nach DIN EN 62196 für Wechsel- und Gleichstrom kompatibel mit Typ 2 (CCS2), die von der EU und vor allem von der deutschen Auto­industrie eingeführt wurden – der deut­schen Lade­säulen-Verordnung vom 12.05.17 ent­­spre­chend. Sie sollen ab 2017 weltweit zum Stan­dard werden – und dann hoffentlich auch mit einheitlicher Ladekarte!

Bild: © Hadhuey/Wikimedia

Japan: CHAdeMO ist dort verbreitet, aber nicht kompatibel zu Typ 1+2.

Tesla hat wiederum sein eigenes Gleichstrom-Schnellladesystem („Tesla Supercharger“). Dieser Stecker ist bei verminderter Leistung mit Typ 2 bzw. Combo 2 kompatibel. Auch Tesla, Hyundai und Volvo werden die CCS-Combo-2-Stecker übernehmen, genauso wie die deutschen und amerikanischen Automarken.

Blick in den vorderen Kofferraum eines Tesla: Stets auf alles gefaßt!

Ergebnis: Mit den Stecker-Typen CCS (Combo 2), CHAdeMO und Typ 2 ist man auf der sicheren Seite. Andere Stecker sind leider nur über Adapter nutzbar. Große Unterschiede bestehen dann in der Ladegeschwindigkeit bzw. dem Ladestrom eines Stecker-Systems in Kombination mit den Eigenschaften des Fahrzeugs. Bei anderen Steckertypen kann es jedoch sein, dass man auf der Strecke bleibt, weil das Nachladen Stunden dauert.

Nur wenn das Elektroauto mit Strom aus einem Energiemix von Wind und Photovoltaik, Wasserkraft und Biogas betankt wird, ist es umweltfreundlich!

Regenerativer Energiemix: Sauber, umweltfreundlich und gesund

Geht es auch kleiner und leichter? 

Umweltfreundlicher als große schwere Elektroautos wären leichte E-Motor-roller und für geringere Entfernungen E-Bikes und Pedelecs, also Fahrräder mit Elektromotor-Unterstützung.

Elektro-Motorräder haben einen sehr günstigen Verbrauch. Je kleiner und leichter umso besser…

Immer beliebter werden dabei voll verkleidete Fahrräder, die sogenannten Velomobile ( www.velomobilforum.de ), die dem Nutzer komfortables Fahren im Regen und auch bei extremer Kälte zu jeder Jahreszeit ermöglichen. Da hier stets mit in die Pedale getreten werden muss, steigert der Nutzer damit seine Kondition und geht so wirkungsvoll gegen Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck, Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Probleme vor. Der Stromverbrauch bewegt sich bei diesen Leichtfahrzeugen bei ca. 9 Cent/100 km und könnte außerdem beim Parken über den Tag auch leicht mit einer Solarzelle auf dem Dach des Fahrzeugs nachgeladen werden. Beachten Sie hierzu bitte auch unseren Beitrag „Velomobile“ hier auf unserer Seite.

Die Leiba Cargo: ein Velomobil als realistischer Ersatz für einen Zweitwagen, der Platz für zwei Erwachsene oder einen Erwachsenen mit zwei Kindern oder viel Gepäck bietet, natürlich mit einem kleinen und sehr genügsamen Elektromotor.

 

Wie wird das Elektroauto der Zukunft aussehen?

Wer meint, einfach seinen Benziner eines Tages durch ein Elektroauto ersetzen zu können, wird möglichweise durch die derzeitige Entwicklung überrollt. Schon recht bald ist das selbstfahrende Auto realistisch. Bereits ab 2019 soll es sich in China durchsetzen und testweise auch in bestimmten Regionen der USA. Die Nutzer werden kein eigenes Auto mehr besitzen, sondern je nach Kassenlage von mehr oder weniger komfortablen Varianten morgens abgeholt und abends wieder zurückgebracht. Dazu organisieren sich diese Fahrzeuge durch ständige Internet-Kommunikation selbst derart, dass die meisten Verkehrsstaus wohl der Vergangenheit angehören werden. Der Nachteil wäre allerdings die extreme Datentransparenz: Das selbstfahrende Elektroauto weiß alles über dich, ermahnt dich sogar, wenn du spät dran bist…

 

Aber was kann Petershausen JETZT beitragen?

Zuerst einmal sollte der verfügbare Strom regenerativ erzeugt werden, das wäre vor allem durch Windkraft und Photovoltaik sinnvoll. Dann wären viele kleine Ladesäulen in Wohn- und Geschäftsstraßen hilfreich, je eine für zwei Parkplätze, da so die Fahrzeuge über Nacht mit günstigem Nachtstrom – für die Bewohner – oder auch während des Einkaufens – für die Besucher – geladen werden könnten, was Durchreisenden einen sinnvollen Nebeneffekt brächte. Außerhalb des Ortskerns, z.B. am P+R-Platz, gäbe es diesen Effekt nicht: Aufgrund der doch recht langen Voll-Ladezeiten von 1-4 Stunden müssten Petershausener Nutzer stets ein Klappfahrrad im Auto mit sich führen. Sie wäre bestenfalls für auswärtige P+R-Reisende hilfreich, allerdings ohne dass aufgrund langer Parkzeiten und niedriger Stromkosten die hohen Errichtungskosten der Ladestation amortisiert werden könnten. Die Auslastung wäre zudem zu verschiedenen Tageszeiten sehr unterschiedlich, sogar problematisch: Während der Hauptverkehrszeiten ist mit großem Andrang zu rechnen, aber mit Stillstand bei Nacht. Und recht bald wird das induktive Laden kommen, dann müsste die gesamte Ladestelle wieder kostspielig umgebaut werden. Besser wäre ein E-Ladesäulen-Bereich mit mehreren kleinen, einfachen Einheiten auf dem alten S-Bahn-Parkplatz beim Bahnhofsgebäude, da in der Nähe des Ortskerns gelegen, mit Park-/Ladezeit­beschränkung, also nichts für blockierende Dauerparker.

Und… Wann werden Sie sich ein Elektrofahrzeug zulegen?

Ein Beitrag von Dietrich Lange,

im Gemeindeblatt Petershausen vom Juni 2017,

Energieforum Petershausen und Kommunale Agenda 21 Petershausen

 

V.i.S.d.P.: Christa Jürgensonn, Münchner Str. 26a, 80538 Petershausen

 

 

Quellenangaben und Verweise:

 

Wikipedia: Elektroauto

https://de.wikipedia.org/wiki/Elektroauto

 

Wikipedia: Geschichte des Elektroautos

https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Elektroautos

 

Wikipedia: Allgemeines über Elektromobilität

https://de.wikipedia.org/wiki/Elektromobilit%C3%A4t

 

Wikipedia: Liste von Elektro-Nutzfahrzeugen und Elektro-Nutzfahrzeug-Prototypen

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Elektro-Nutzfahrzeugen_und_Elektro-Nutzfahrzeug-Prototypen

 

Umweltbundesamt: Ökobilanz von Elektroautos

http://www.umweltbundesamt.at/aktuell/presse/lastnews/news2016/news_160623/

 

Wikipedia: Combined Charging System

https://de.wikipedia.org/wiki/Combined_Charging_System

 

Wikipedia: Better Place

https://de.wikipedia.org/wiki/Better_Place

 

Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle: Elektromobilitäts-Förderung

http://www.bafa.de/DE/Energie/Energieeffizienz/Elektromobilitaet/elektromobilitaet_node.html

 

Going Electric: Abkürzungen A-Z

https://www.goingelectric.de/wiki/Abk%C3%BCrzungen_A-Z

 

Blog: Sind Elektroautos konkurrenzfähig? (22.04.14)

http://www.petershausen-mobil.de/blog/b140422.htm